Schroeter Portraits

 

Schr-portr.-tisch-kl

Schroeter Portrait von Georg Tischbein 1791

Bisher waren zwei Portraits des Astronomen und Oberamtmannes aus Lilienthal bekannt :

Das wohl bekannteste von Georg Tischbein aus dem Jahre 1791 im Profil der rechten Gesichtshälfte sowie ein undatiertes und von einem unbekannten Kupferstecher erstelltes, welches die linke Gesichtshälfte zeigt.

Im Jahre 2001 erstand der Autor im Antiquariat ein ähnliches Portrait, das von ihm als unbekannt eingestuft wurde und seit einigen Jahre im Archiv lag, zusammen mit anderen Portraits von Olbers und Bessel , alten Landkarten und Stichen von Himmelsobjekten aus der Zeit um die Jahrhundertwende.

Schroeter Portrait von Westermayr

Seit ca. 2011 taucht dieser Stich bei WIKIPEDIA als Ausschnitt auf, war aber wohl bei den Recherchen von Dieter Gerdes zu Schroeter und der Lilienthaler Sternwarte in den 90er Jahren noch nicht am Markt.

Mit der Reanimation des Projektes Telescopium- Lilienthal nach einer Ruhepause von fast 10 Jahren wurde das Bildnis für eine Recherche nach Autor und Zeit der Herstellung jetzt wieder relevant.

Mit dem unbewaffneten Auge kaum zu erkennen, verriet das gescannte Bild nach einiger Bildbearbeitung auch den Künstler, der den großen Astronomen auf das Papier gezaubert hat.

Der Schriftzug unter der Bildmitte, in der Realität nicht einen Millimeter hoch, zart und mit spitzer Nadel gestochen, ließ mit Ach und Krach so etwas wie Westermayr erkennen.

Das internet machte es dann wieder einmal möglich :

Conrad Westermayr (1765 -1834), Deutscher Maler und Kupferstecher, Hanau. Zuerst Goldschmied, danach ein Studium an der Zeichenakademie Kassel bei – und wen wundert es schon – bei Jacob Heinrich Tischbein. Die Tischbeins waren in der Zeit weit verbreitet, und nicht zuletzt Goethe hatte einen von ihnen als Reisemaler zum dolce vita in Italien begeistern können. Ein Zweig der Großfamilie ragte bis nach Bremen und Schroeters Mondbilder- Stecher Georg Tischbein hat auch ein Portrait unseres Mondforschers angefertigt.

In Weimar erlernte Westermayr die Kupferstecherei und war für den legendären Verlag Bertuch tätig. Von Weimar nach Dresden, zurück nach Weimar und Heirat. Conrad machte Karriere, wurde Professor an der Akademie in Hanau und Direktor, malte Schlachten der Napoleonischen Kriege und eine Reihe schöner Stadtansichten.

Schroeter Portrait, Autor und Zeit unbekannt

Das vorliegende Portrait hat eine Prägegröße von ca. 14 x 8 cm. Nach einer Expertise handelt es sich um eine außerordentlich feine Handarbeit mit einem großen Umfang an Grautönen. Eine zeitliche Einordnung des Kupferstichs ist auf die Jahre zwischen 1795 und 1800 zu fixieren. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um einen Originalabzug, weil Lithografien als Vervielfältigung noch nicht gängig waren.

Nach genauerer Betrachtung des eingangs als ohne Provenienz eingestuften Portraits konnte auch dessen Signatur festgestellt werden ! Es ist offenbar eine Kopie des Westermayr-Portraits, allerdings ohne den im Original vorhandenen Unterschriftentext.

Das dritte Portrait, auch im Antiquariat im Original erstanden, trägt keinen Namenszug des Künstlers.

In der Darstellung ist es verwandt mit dem Tischbein-Portrait, weist jedoch einige Abweichungen in der Kleidung und der Frisur Schroeters auf.   Der Unterschriftentext ist verkürzt und durch die senkrechte Schraffur undeutlicher. Es könnte sich um eine Kopie des Tischbein-Portraits handeln, jedoch mit künstlerisch qualitativen Einbußen.

Hans-Joachim Leue